Fotografieren lernen mit einer Festbrennweite

Aber beim Kauf einer Kamera ist doch meistens ein Zoomobjektiv dabei?!
Das ist korrekt. Es ist auch nicht verkehrt ein Zoomobjektiv zu benutzen. Aber warum sollst Du dann mit einer Festbrennweite fotografieren lernen?

 

Ganz einfach: Um Dich auf das Wesentliche zu konzentrieren!
Genau wie beim Autofahren musst Du erst einmal gewisse Abläufe und Abhängigkeiten wie die von Blende, Zeit und Lichtempfindlichkeit verstehen und verinnerlichen. Kameras heutzutage übernehmen eine Menge Eistellungen automatisch und machen somit ein schnelles Knipsen möglich. Wenn Du jedoch ernsthaft fotografieren möchtest, kommst Du um einen gewissen Denkprozess beim fotografieren nicht drum rum. Um diesen Prozess zu verinnerlichen und zu beschleunigen musst Du üben, üben, üben. Erst dann kannst du das wahre Potenzial deiner Kamera nutzen, denn es macht immer noch der Fotograf das Foto und nicht die Kamera.

Aber warum dann eine Festbrennweite?
Eine Festbrennweite lässt Dich mehr über dein Motiv nachdenken. Man wählt bewusst einen bestimmten Ausschnitt, positioniert sich richtig und stellt dann die Kamera ein. Im besten Fall nutzt Du noch den manuellen Fokus und konzentrierst dich ganz bewusst auf das Motiv. Wie noch zu analogen Zeiten. Klar kannst Du 500 Fotos machen, alle mit Automatik und mit einem Zoomobjektiv bestimmte Bildausschnitte wählen und nachher am Computer das beste raussuchen. Aber mal ehrlich – wer macht das konsequent? Entweder fehlt später die Zeit oder man kann sich doch nicht entscheiden. Mal ganz abgesehen davon, was an Speicherplatz verbraucht wird. Klar mache auch ich schonmal von dieser Bequemlichkeit Gebrauch, aber wenn ich hochwertige Landschaftsaufnahmen mache, nehme ich mir die nötige Zeit das Bild genau zu „komponieren“.

Ein kleiner Exkurs:
In meinen Anfängen der Fotografie war ich noch Analog unterwegs. Mit einer Minolta SRT 101 und verschiedenen Objektiven. Darunter auch dem Klassiker 50mm Festbrennweite. Ich war der Fotograf unserer Schülerzeitung und ich hatte eine 24er oder 36er Schwarz-Weiß-Film in meiner Kamera, da die Zeitung auch nur schwarz-weiß produziert wurde und in der Schule ein Fotolabor war, in dem wir schwarz-weiß Filme selber entwickeln konnten. Es hat also richtig Zeit gekostet, bis man ein Foto in den Händen hielt. Um so wichtiger war es, dass das Foto auch was wird. Blende und Zeit mussten von Hand eingestellt werden, ebenso wie der Fokus. Nur die ISO-Zahl war mit dem Film schon vorgegeben. Wenn ich also einen Auftrag hatte, etwas zu fotografieren, habe ich mir vorher die Location angeschaut und durch den Sucher schon mal eingegrenzt in welchem Bereich der Einstellungen ich mich bewegen werde und einen gesunden Mittelwert in der Kamera „voreingestellt“. Dann beim Fotografieren ging es mal 2 Blenden nach oben oder unten und dementsprechend die Zeit. Daher ist es in meinen Augen unerlässlich, dass Du weißt was Deine Kamera bei welcher Einstellung macht. Das Tolle an der digitalen Fotografie ist, dass man das Ergebnis direkt sehen kann und nicht wie damals ein paar Tage auf die Entwicklung warten musste und hoffte, dass es was geworden ist.

Daher macht es Sinn, dass Du mal deine Kamera nimmst, in den manuellen Modus schaltest und ausprobierst was passiert wenn Du an welchem Rad drehst. Natürlich nicht alle gleichzeitig, sondern eines nach dem anderen und danach mal in Abhängigkeit z.B. Blende und Zeit aufeinander abstimmst. Wenn Du nach einer Zeit abschätzen kannst, wieviel Schärfentiefe Dein Objektiv bei welcher Einstellung liefert, kannst Du, wenn Du ein bestimmtes Motiv und einen Bildaufbau im Kopf hast, die Blende z. B. grob voreinstellen (natürlich mit der Option ein wenig zu variieren) und dann auf die Belichtingszeit schauen. Passt diese nicht zu deiner Vorstellung vom Motiv, kannst Du z. B. den ISO-Wert anpassen und so weiter. So tastest Du dich immer weiter ran.

Wenn Du das Ganze bewusst mit einer Festbrennweite kombinierst wirst Du die Basics der Fotografie bald verinnerlichen und kannst dann in die „Komfortzone“ zurückkehren. Bei einem Zoomobjektiv (gerade bei den mitgelieferten) ist es oft so, dass diese keine durchgängige Lichtstärke besitzen und Du höllisch aufpassen musst, was gerade mit Deiner Blende passiert, bzw. warum die Belichtungszeit plötzlich so lang wird. Wenn Du Dir aber den Abhängigkeiten bewusst bist, fällt es Dir einfacher entgegenzuwirken und das „Problem“ unkompliziert zu lösen!

Allen technischen Tipps zum Trotz: Die Hauptsache beim fotografieren ist jedoch, dass Du Spaß an dem hast was Du tust! Wenn Du total unglücklich mit meinen Tipps bist und Dir plötzlich gar nichts mehr gelingt, mach weiter wie bisher, aber früher oder später kommst Du wieder an den Punkt und dann wirst Du Dich an diesen Artikel erinnern und es erneut ausprobieren. Das Basisverständnis ist für hochwertige Fotos ist in meinen Augen unerlässlich.

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